digitalnatives d Gerade die jungen Internetnutzer, die „Digital Natives“ sind von der #socialMediasickness gefährdet, denn sie sind mit dem Internet groß geworden und haben von Kindesbeinen an das Web erkundet. „Die meisten Digital Natives verdrängen, wie viel Zeit sie insgesamt am Tag durch Ablenkung verlieren. Selbst wenn sie eine bewusste Pause einlegen, verbringen sie in der Regel mehr Zeit bei Facebook und Co. als sie vorhatten.“, erklärt Frau Röttger-Kiesendahl. Dies liegt sicherlich auch daran, dass junge Menschen es gewohnt sind, zu jeder Zeit erreichbar und permanent in den unterschiedlichsten Social Media-Netzwerken unterwegs zu sein. Mit drastischen Folgen für die Gesundheit: „Die jungen Erwachsenen haben im Durchschnitt weniger Schlaf pro Nacht, der weniger tief und somit weniger erholsam ist. Dies wirkt sich auf das Gehirn und den Körper aus. Der Stoffwechsel wird negativ beeinfl usst, was sich u. a. an einer Gewichts- zunahme zeigen kann sowie kognitiv in einer stark eingeschränkten Konzentrationsfähigkeit.“ Auch die charakterliche Entwicklung wird durch Social Media stark beeinfl usst. Für „Digital Natives“ ist es normal geworden, sportliche, berufl iche und auch private Aktivitäten im digitalen Freundeskreis darzubieten und dafür positives Feedback zu be- kommen. Die Zahl der „Follower“ und „Likes“ gilt neuerdings als Gradmesser für Erfolg, Beliebtheit und Bedeutsamkeit. Es geht soweit, dass das digitale Leben die Macht bekommen hat, in die realen Freizeitaktivitäten hineinzuwirken. Prävention P Möchte man verhindern, dass Gewohnheiten zu Verhaltens- süchten werden, kommt man mit Willenskraft allein jedoch nicht sehr weit. Effektiver ist es, die Umgebung so zu gestalten, dass Versuchungen gar nicht erst ent- stehen oder zumindest in ihrem Suchtpotenzial gemindert werden. Frau Röttger-Kiesendahl nennt hier das Stichwort Verhaltensarchitektur: „Wenn Sie das Handy beispielsweise nicht direkt neben sich legen, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Sie es weniger häufi g nutzen.“ Auch helfen bestimmte Browser-Add-ons dabei, das Suchtpotenzial zu vermindern. „Das Add-on DEMETRICATOR lässt beispielsweise auf Facebook alle Zahlen verschwinden. Man sieht unter den Posts nicht mehr "16 Freunden gefällt das", sondern nur noch "Freunden gefällt das". So wird das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung nicht mehr durch die Fokussierung auf Zahlen krankhaft verstärkt.“ Jedoch sollten sich auch die Eltern ihrer Vorbildwirkung bewusst sein und auch ihr Verhalten im Familienalltag daran orientieren. Prävention ist wirkungsvoller als Therapie. SocialMediadetox S GESUNDHEIT Ursprünglich mit dem Ziel zu sozialisieren, führt Social Media oft genau zum Gegenteil. Was Spaß machen sollte, wird anstrengend. Doch auch hier gibt es bereits einen neuen Trend – und der heißt „Social Media-Detox“, also eine Art „Diät“. Sinn ist es, sich öfter auch mal eine Auszeit von dem Social Media- Wahn zu gönnen. Auch Frau Röttger-Kiesendahl hält den bewussten Verzicht von Social Media über eine bestimmte Zeit sehr wichtig. „Wenn der Griff zum Smartphone zum Automatismus wird, haben wir nicht mehr unser Gerät in der Hand sondern das Gerät uns“, warnt sie. Wenn man diesen Prozess versteht, kann man auch lernen, schlechte Gewohnheiten abzulegen und gute zu fördern. Hier empfi ehlt die Expertin folgendes: „Morgens ohne Social Media in den Tag starten. Das spart neben wertvoller Zeit auch jede Menge Stress durch Nachrichten, Anfragen, Bitten oder negative Schlagzeilen. Zudem sollte man den Benachrichtigungston für neue Nachrichten ab- stellen. Dieser löst im Gehirn nur einen Dopaminstoß aus, wenn wir unerwartet eine Mitteilung erhalten. Mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen sollte man das Smartphone und andere technische Geräte zur Seite legen. So schlafen Sie dann früher, insgesamt länger und tiefer.“ helph Prävention lautet das Stichwort. „Es ist wie bei so vielen Dingen: auf die Dosis kommt es an! Man sollte bewusster darauf achten, womit man seine Zeit online verbringt und wann man es tut. Reale Begegnungen mit anderen Menschen sollten durch virtuelle Interaktionen nicht zurückgedrängt werden. Social Media sollte unser Leben nicht derart beeinfl ussen, dass wir für Freizeitaktivitäten mit Freunden in der analogen Welt keine Lust bzw. Zeit mehr haben oder das Pensum bei der Arbeit, zu Hause oder in der Schule nicht mehr schaffen.“, betont Frau Röttger-Kiesendahl. Ist die Sucht schon fortgeschritten oder wird professionelle Hilfe benötigt, kann die Bundeszentrale für gesund- heitliche Aufklärung psychologische Ansprech- partner nennen. Motive und Bedürfnisse, die dem Verhalten zugrunde liegen, sollten ergründet und therapeutisch bearbeitet werden, „denn ohne die realen Bedürfnisse zu verstehen, können Süchte nicht überwunden werden“, schließt die Expertin ab. 15 T A V R P ; I . M O C A I L O T O F / s u c c o c o t p e r t s : I N E N O T A R T S U L L I & O T O F