GESUNDHEIT DIANA SCHÖNIGER Ernährungsexpertin der Salus BKK keit verloren. Sie schieben die Verantwor- tung gerne an Werbung, Wissenschaft und diverse Experten ab, anstatt auf ihr Bauch- gefühl zu hören und nach Geschmack zu entscheiden. Auch die sozialen Medien tragen durch die vielfältige Verbreitung von Ernährungsthemen zur Verwirrung bei und man weiß oft gar nicht, welches Ernäh- rungsverhalten jetzt richtig oder falsch ist. Viele müssen heutzutage wieder lernen zu spüren, ob der vermeintliche Hunger wirk- lich vom leeren Magen kommt oder ob un- sere Sinne oder Emotionen uns locken und uns zum Essen verführen. Gerade Men- schen mit langer Diätkarriere haben oft ei- nen schlechten Zugang zu ihren Wahrneh- mungen. Sie haben sich daran gewöhnt, Hunger, Appetit und Genuss zugunsten von vorgegebenen Ernährungsregeln zu igno- rieren. Sich achtsam zu ernähren kann dazu füh- ren das eigene Essverhalten automatisch zu verändern. Außerdem steigert es den Genusswert und die Freude beim Essen ohne schlechtes Gewissen. Wir erlangen unsere Entscheidungsfreiheit zurück und können unterscheiden, wer da gerade ge- füttert werden möchte: unser Körper oder unsere Seele. Welche Tipps haben Sie als Ernährungs- expertin für eine unerfahrene Person zum Thema „Mindful Eating“? Achtsam essen klingt zunächst einfach. Schauen wir uns allerdings unseren Alltag an, wird uns schnell bewusst, wie selten wir es tatsächlich umsetzen. Dabei lassen sich durch kleine Verhaltensänderungen 5 TIPPS ZUM MINDFUL EATING Empfehlenswert ist ein gewisser Rhythmus beim Essen. Heutzutage fi nden wir an jeder Ecke etwas zu essen und wir essen oft hastig nebenbei. Da kann es helfen, wenn wir unserem Essen feste Zeiten einräumen und versuchen uns vom Schreibtisch weg an einen Esstisch zu bege- ben. Dadurch nehmen wir uns Zeit und wählen auch den Ort bewusst aus. Mahlzeiten zu festen Zeiten führen auch dazu, dass man dazwischen Pau- sen lässt. Diese helfen dabei, ein Essen wieder zu genießen. Auch sorgen Pausen zwischen den Mahlzeiten dafür, dass man auch wirklich reichhaltig essen und ein ange- nehmes Sättigungsgefühl erfahren kann. Ein gutes Körpergespür entwi- ckeln: Die Bestätigung, dass man das richtige Lebensmittel entsprechend des Appetits und Bedarfs ausgewählt hat, ist eine positive Geschmackswahrnehmung und eine starke Wahrnehmung von Genuss. Da- durch werden Umweltimpulse, die uns zum Essen anregen (wie z. B. Werbung), schwä- cher und wir können ihnen widerstehen. Weiterhin ist die Verträglichkeit eines Lebensmittels eine wichtige Rückmeldung des Körpers. Bekommen wir nach dem Verzehr Bauchschmerzen, Durchfall oder Erbrechen, deutet dies auf eine schlechte Verträglichkeit hin. Auch leichtes Unwohlsein, Blähungen und Müdig- keit nach einer Mahlzeit können Anzeichen dafür sein. Ein Tipp, der weniger mit dem Essen an sich, sondern mit dem eigenen Körper zu tun hat, ist die Kommunikation mit sich selbst zu verbessern. Dies kann man mit meditativen Übungen und klassischen Achtsamkeitsübungen erreichen. Auch Sport oder Yoga stärken die Körperwahrnehmung und das Selbstbewusstsein. Weiterhin hel- fen diese (körperlichen) Übungen dabei, eine empathische, freundliche Haltung gegen- über sich selbst zu entwickeln. neue Muster erlernen. Damit dies gelingt, habe ich ein paar Tipps zusammengestellt (siehe Kasten), die Ihnen helfen können, sich achtsamer zu ernähren. Kann man sich auch mit wenig Zeit achtsam ernähren? Wenn man oben genannte Tipps umsetzt, hat man schon eine gute Grundlage, um achtsame Ernährung in den Alltag zu inte- grieren. Trotzdem sollte man sich bewusst sein, dass wenn man achtsam essen möchte, es Zeit braucht, um bewusste Ess- Entscheidungen zu treffen, das Essen in Ruhe zu genießen und um eine angenehme Sättigung zu spüren. Doch leider ist das in unseren oft hektischen Zeiten nicht immer möglich und oft auch gar nicht gewollt. Die Frage, die sich daher jeder stellen muss ist: Lohnt es sich nicht in jedem Fall, der eige- nen Ernährung mehr Beachtung und Auf- merksamkeit zu widmen und mitfühlender mit sich selbst zu sein? 7