GESUNDHEIT halb immer wiederholt.“ Der Expertin zu- folge kommt es häufi g vor, dass ehemalige Opfer von Mobbing selbst zum „Mobber“ werden. Sie wollen lieber auf die Seite der Mobber gehören als jemals selbst noch- mal gemobbt zu werden. Doch auch Kon- kurrenzkämpfe oder gar Neid können aus- schlaggebend dafür sein, jemanden als Sündenbock herauszupicken, an dem man „Dampf ablassen“ kann. „Gruppenzwang kann ebenfalls ein Motiv für Mobbing sein. Sich als Außenstehender oder innerhalb einer Gruppe gegen die Diffamierung ei- ner bestimmten Person einzusetzen, dazu gehört viel Mut. Meist ist die Sorge größer, selbst in den Fokus der Mobber zu rücken, sobald man aufbegehrt“, weiß Elisabeth Raffauf. Betroffene reden sich oft ein, die Tyrannei gegen die eigene Person fi nde aus gutem Grund statt. Das ist Expertin Raffauf zufol- ge strikt falsch: „Personen, die ihre Mit- menschen schikanieren und entwürdigen möchten, fi nden immer einen Grund dazu. Die Täter können sich dabei auf die unter- schiedlichsten Eigenschaften des Betrof- fenen einschießen. Prinzipiell ist niemand dagegen gefeit.“ Wirksame Schutzme- chanismen können selbstbewusstes Auf- treten sowie entsprechender sozialer Rückhalt durch Freunde und Familie sein. Das richtet Mobbing an Doch was geschieht, wenn es einen trotz- dem selbst erwischt und man irgendeiner Form von Mobbing ausgesetzt ist? Laut Raffauf geht jeder Mensch unterschied- lich mit Herabwürdigung um. Während sich der eine wehrt, dagegenhält, sich Hilfe sucht oder gar alles über sich erge- hen lässt, können wiederum andere Men- schen ihren Mobbern nichts entgegen- setzen. Die Seele leidet. Stresssymptome wie Kopfschmerzen oder Schlafstörungen können den Anfang etlicher körperlicher und seelischer Leiden bilden. Darauf fol- gen können Magen-Darm-Beschwerden, tiefe Traurigkeit, Essstörungen, sozialer Rückzug, starke Ab- oder Zunahme des Körpergewichts. „Die Liste der gesund- Hilfe bei Mobbing Beratungs- und Servicestellen > Das ifb (Institut zur Fortbildung von Betriebsräten) stellt online eine Mobbinglandkarte mit Organisationen und Ansprechpartnern zum Thema Mobbing bereit: www.betriebsrat.de/mobbing-konfl ikt/mobbinglandkarte > Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend stellt unter www.staerker-als-gewalt.de verschiedene Informationen rund um die Themen Mobbing und Gewalt zur Verfügung heitlichen Folgen von Mobbing ist lang. Auf diese Weise macht die leidende Seele auf sich aufmerksam“, erläutert Diplom- Psychologin Raffauf. Selbst noch Jahre später, wenn der eigentliche Konfl ikt viel- leicht schon vorbei ist, können gesund- heitliche Folgen auftreten. Manch einer leidet sein Leben lang. Sich gegen Mobbing wehren „Sich als Betroffener nicht gegen das Mob- bing zu wehren, wirkt wie eine Einladung auf den/die Täter, mit ihren Herabwürdigungen weiterzumachen“, sagt Expertin Raffauf. Bei Mobbing ist Hilfe nötig, doch einzelne Menschen können meist nur schwer dage- gen ankämpfen. Der Diplom-Psychologin zufolge ist es extrem wichtig, sich so früh wie möglich gegen die Attacken zur Wehr zu setzen, um anfängliche Konfl ikte even- tuell noch beiseite zu legen. Je länger ge- wartet wird, desto mehr verselbstständigt sich das Geschehen und ist schwieriger zu stoppen. Wenn man den Mobber direkt anspricht und er oder sie sich uneinsich- tig zeigt oder die Bitte damit aufzuhören belächelt, kann man sich auf andere Art und Weise Hilfe suchen. Ein guter Rück- halt durch Familie, Freunde oder andere Personen, die einen unterstützen, sind eine wichtige Basis, um dem Ganzen zu entfl ie- hen. Auch gezielt andere Personen auf die eigene Seite zu ziehen und sich Verbündete zu suchen, kann helfen. Vielen gelingt die- ser Schritt aus eigener Kraft jedoch nicht. „Oft schämen sich Personen, anderen ge- genüber zuzugeben, dass sie gemobbt wer- den. Sie möchten nicht als Opfer dastehen und nehmen aus diesem Grund manchmal sogar weiterhin Herabwürdigung in Kauf“, erzählt Elisabeth Raffauf. Spätestens wenn es durch langfristige Schikane zu gesundheitlichen Beschwer- den kommt, sollte ein Arzt aufgesucht wer- den. Im Gespräch wird dann gemeinsam den Beschwerden auf den Grund gegan- gen und über entsprechende Maßnahmen gesprochen. „Meiner Erfahrung zufolge sind Ärzte heute viel offener bzgl. möglicher Symptome, die durch Mobbing entstanden sind. Das Bewusstsein innerhalb der Ge- sellschaft und auch bei Medizinern wird zunehmend geschärft“, weiß Psychologin Raffauf. Zum Bekämpfen der körperlichen und oft psychischen Leiden gibt es nicht die eine Lösung. Vielmehr ist der Heilungspro- zess sehr individuell, hängt von den gege- benen Umständen und von der betroffenen Person selbst ab. Die Maßnahmen reichen von der Verabreichung von Arzneimitteln, über den Besuch einer Kur bis hin zur Ver- ordnung einer Psychotherapie, um das geschundene Selbstbewusstsein wieder- aufzubauen. 15