INTERVIEW Mit Humor schenken die Leipziger Gesundheitsclowns Bewohnern in Seniorenheimen und Pfl egeeinrichtungen viel Freude. Angela Rechlin als „Jacky Paff“. nonverbal. Es ist auch wichtig, Platz für Emotionen zu lassen. Schön ist es natür- lich, wenn es uns gelingt, eine humorvolle Komponente einzubringen und damit ei- nen Funken Leichtigkeit zu schaffen. Gibt es eine „Clownsnummer“, die besonders beliebt ist? Bei Kindern ist es bei mir der doofe und unbeholfene Clown, zum Beispiel, wenn ich meinen Clownspartner nicht fi nde und stundenlang suche, obwohl er völlig auf- fällig hinter dem Garderobenständer ver- steckt ist. Das kommt bei Kindern über län- gere Zeit gut an. Bei Senioren ist es etwas anders und nicht ganz so simpel. Beliebt sind oftmals alte Schlager und Volkslieder, die sehr aktivierend wirken können. Was tun Sie, wenn ein Senior nur schwer zu „knacken“ ist und erstmal Ablehnung zeigt? Dann lassen wir diese Person erstmal in Ruhe. Ich versuche immer, solche Leu- te trotzdem im Augenwinkel im Blick zu behalten, um zu sehen, wie sie im Laufe unserer Anwesenheit weiterhin reagie- ren. Vielen muss man einfach Zeit geben. Manche haben anfangs Angst, als Kind behandelt zu werden. Mit der Zeit öffnen sich die meisten. Ich persönlich fi nde es gut, wenn die Seni- oren die Möglichkeit bekommen, sich über was zu beschweren. Wenn jemand über das Outfi t meines Clownspartners meckert, dann steige ich oft voll ein und sage: „Ja, genau, wie siehst du überhaupt heute aus!“ Inwieweit muss man individuell auf jeden Senior eingehen? Sehr weit! Jeder Mensch ist ein Indivi- duum und es ist sehr schön, wenn ich es schaffe, das herauszukitzeln, was diesen einen Menschen „zum Leuchten bringt“! Vor allem solche Menschen, die sehr stark eingeschränkt sind, brauchen etwas mehr Nähe und Aufmerksamkeit. Deswegen mögen wir auch die Besuche auf den Zimmern sehr, weil wir dort sehr individuell auf die Bedürfnisse eingehen können. Das ist das, was unsere Clow- nerie ausmacht: wir haben kein festes Programm, das wir abspielen, sondern müssen uns immer auf die jeweilige Situa- tion einstellen. Was ziehen Sie selbst als Clown aus Ihrer Arbeit? Was sind die schönsten Momente? Die schönsten Momente sind, wenn ich merke, dass es durch meine Anwesen- heit oder durch mein Spiel gelungen ist, dass die entsprechende Person jetzt wa- cher und lebendiger wirkt als vorher und auch die Mitarbeiter ein Lächeln auf den Lippen haben. Durch meine Arbeit als Clown merke ich, wie wichtig Familie und Freun- de sind, denn Personen, die einen guten Kontakt zu Angehörigen haben, denen geht es meist besser. Gibt es auch Tage, an denen Ihre eigene Stimmung gedrückt ist aufgrund der Erlebnisse mit teils sehr schwer erkrankten Senioren? Zum Glück gibt es keine Tage, an denen wir Clowns nur schwere Erlebnisse haben. Manchmal im Spiel muss ich tief durchat- men und mich wieder stärker mit meinem Clownspartner verbinden, um in die nächs- te Situation gehen zu können. Für mich ist es sehr wichtig, dass wir Clowns miteinan- der die Geschichten teilen, die wir erleben, und dass wir alles auf die Art besser verarbeiten können. 11 . V . e s n w o l C d n u s n w o l C ; M O C . E B O D A K C O T S / a . i d e m l a r i p s : I N E N O T A R T S U L L I & S O T O F