und ganz ohne Gefühl – wäre alles grau, bedeutungslos und irgendwie auch lang- weilig, oder? Woher kommen Emotionen? Emotionen haben oft einen schlechten Ruf, da sie Entscheidungen irrational und Menschen damit unberechenbar machen und manch vernünftige Überlegung durch sie unmöglich wird. Doch einige Emotionen sind angeboren und spielen als Schutzmechanismus eine wichtige Rolle. Hierzu zählt beispielsweise die Angst, die unseren Körper in Alarmbe- reitschaft versetzt. Erlebte Angst setzt den Verteidigungs- und Fluchtmechanismus in Gang, was lebenserhaltend sein kann. Ebenso angeboren ist das Gefühl des Ekels. Sogar Säuglinge verziehen bei für sie ekligen Gerüchen ähnlich das Gesicht wie ein erwachsener Mensch. Ekel gilt als eine Art Schutzmechanismus, der davon abhalten soll, potenziell krankheitserre- gende Dinge anzufassen oder zu essen. Die Kölner Diplom-Psychologin Elisabeth Raffauf weiß: „Die Fähigkeit zu empfi nden ist in uns Menschen angelegt. Wie sich das jeweils zeigt, hängt damit zusammen, was wir von Geburt an erleben, wie die wichtigsten Personen in unserer nächs- ten Nähe auf uns reagieren. Werden wir getröstet, wenn wir weinen? Lachen wir gemeinsam? Werden wir beschützt, wenn wir Angst haben? All diese Interaktionen aus frühester Kindheit prägen uns.“ Bio- logisch gesehen sind Emotionen Verhal- tensmuster, die sich im Laufe der Evolution bei uns Menschen herausgebildet haben. Mittlerweile sind sie unerlässlich dafür, überhaupt Entscheidungen zu treffen und auf unsere Umwelt entsprechend zu reagieren. . M O C . E B O D A K C O T S / s u c c o c o t p e r t s , m o c . s e g a m n e k a r K i : I N E N O T A R T S U L L I & O T O F Traurig, wütend, glücklich – Sinn von Emotionen Emotionen helfen uns dabei, damit wir uns im Alltag orientieren können. Sie sind un- ser Bewertungssystem, das sich im Lau- fe des Lebens stets erweitert, verfeinert oder vielleicht sogar verändert. Dabei wird unsere Emotions-Welt ganz stark von Erlebnissen geprägt. Nichts, was wir erleben, bleibt ohne Wirkung. Mit nahezu jeder Erfahrung, die ein Mensch in seinem Leben macht, ist unbewusst oder bewusst ein entsprechendes Gefühl verknüpft. Je intensiver das Gefühl ist, desto ausge- prägter bleibt die Erinnerung im Gedächt- nis verankert. Das bedeutet wiederum: je größer der emotionale Erfahrungsschatz, desto differenzierter wird das besagte emotionale Bewertungssystem. So gesehen macht die eigene Emotions- welt auch einen großen Teil der individuel- len Persönlichkeit eines jeden Menschen aus. Die persönlichen Erfahrungen bilden unsere Identität. Hier ein Beispiel dazu: Für jemanden, der noch nie einen großen Verlust erlitten hat, hat das Wort Trauer eine ganz andere Bedeutung als für einen Menschen, der beispielsweise bereits einen geliebten Menschen verloren hat. Emotionen motivieren unser Verhalten und bereiten uns auf Handlungen vor. Un- sere Reaktionen sind demzufolge oftmals an spezifi sche Emotionen geknüpft. Wie bereits erwähnt, bereitet Angst auf eine Flucht vor, Wut auf einen Angriff und Freu- de auf die Suche nach jemandem ande- rem, mit dem wir das Glück teilen können. Somit wird es uns in wichtigen Situationen auch ermöglicht, schneller zu reagieren. Wenn beispielsweise ein Kind die Straße überqueren will, ohne nach rechts und links zu schauen, setzt die von der Mutter TITELTHEMA empfundene Angst einen Impuls in Gang, sodass sie höchstwahrscheinlich nach vorne prescht und ihr Kind am Überque- ren der Straße hindert. Hätte sie bewusst und ohne Emotion darüber nachgedacht, dass ihr Kind nun im Begriff ist, die Straße zu überqueren und was die möglichen Konsequenzen sein könnten, wäre es wahrscheinlich schon zu spät gewesen. Emotionen sind also ein starkes System zur Bewertung von Situationen und zur Ini- tiierung von entsprechenden Handlungen. Darüber hinaus helfen sie uns dabei, un- tereinander zu kommunizieren. Sie sind Informationsträger von den eigenen Be- dürfnissen und denen unserer Mitmen- schen. Da ein Großteil unseres sozialen Miteinanders unbewusst über Körper- sprache wie Mimik, Gestik und Stimmlage geschieht, kann man sich häufi g schon auf sein Gegenüber einstellen, ohne dass diese Person ein Wort gesprochen oder seine Emotionen kundgetan hat. Ist die Kommunikation untereinander zu emoti- onsgeladen, birgt dies einige Gefahren. Je stärker die empfundene Emotion, desto schwieriger ist es, nicht zu handeln. Wir wissen es aus eigener Erfahrung: sind wir extrem wütend, ist es meist schwierig, dem ersten Impuls nicht zu folgen und aus der Wut heraus eine Handlung abzuleiten, die unbesonnen ist und uns im Nachhinein gar leid tut. Emotionen und körperliche Reaktionen darauf Jeder hat es sicherlich schon am eigenen Leib erfahren: Emotion und körperliche Reaktion sind untrennbar miteinander verbunden. Je intensiver das emotionale Erlebnis, desto stärker die körperliche Re- aktion. Durch Emotionalität entsteht eine 9 9